Vereinschronik

Unser Verein im Wandel

100 Jahre TSV Lingelbach – Eine Zeitreise in Bewegung

Es war ein frostiger Januartag im Jahr 1925, als sich sportbegeisterte Lingelbacher zusammensetzten und beschlossen: „Wir gründen einen Verein!“
Am 4. Januar 1925 war es dann so weit – der Turn- und Sportverein Lingelbach wurde aus der Taufe gehoben. Der erste Vorsitzende, Georg Schmidt, nahm sein Amt mit Herzblut auf – und mit Nadel und Faden: Die erste Vereinsfahne nähte er kurzerhand selbst. Heute kann man dieses Stück Vereinsgeschichte stolz im Sportheim bewundern.

Von Reck und Ringen zum runden Leder

In den Anfangsjahren lag der Fokus ganz klar auf dem Turnen. Man war regelmäßig bei Turnfesten auf Kreis- und Gauebene vertreten und vertrat die Lingelbacher Farben mit gestrecktem Rücken und sauberem Bodenturnen. Fußball? Fehlanzeige! Vor 1939 spielte der Ball maximal auf der Kirmes eine Rolle.

Dennoch war der Verein schon damals findig, wenn es ums Finanzielle ging: Veranstaltungen und Feste halfen dabei, die Vereinskasse in Bewegung zu halten – eine Tradition, die bis heute Bestand hat.

Ein Neuanfang mit Nachspielzeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann 1946 ein neuer Abschnitt: Der Verein wurde neu gegründet – und mit ihm kam auch der Fußball ins Rollen. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das runde Leder zum Herzstück des Vereinslebens. Zwar stand man in den 1950er Jahren einmal vor der bitteren Frage: „Wo sind all die Spieler hin?“ – doch 1967 wurde der Spielbetrieb wieder aufgenommen.

Eine Frau schreibt Vereinsgeschichte

Bis 1974 war Elli Knospe die einzige Frau im Verein – eine echte Vereinsikone, die mit ihrem Engagement Maßstäbe setzte. Erst mit der Gründung der Gymnastikabteilung kamen mehr Frauen dazu – und mit ihnen ein sprunghafter Anstieg der Mitgliederzahlen. Sportlich wie sozial wurde der Verein reicher und vielfältiger.

Meilensteine, Umbauten und neue Wege

1974 war ein ereignisreiches Jahr: Gebietsreform in Hessen – Lingelbach wird Teil von Alsfeld. Neue Spielbezirke, neue Herausforderungen. Am 25. Mai 1974 wird das neue Sportheim eingeweiht – mit dabei: 1. Stadtrat Emil Walther. Das Sportheim wird zur Heimat für viele Gruppen, darunter die neue Gymnastikgruppe, die bald über den Sport hinaus kulturell das Vereinsleben prägt.

1976 kam mit der Gründung der Tischtennisabteilung frischer Schwung ins Vereinsgeschehen – diese bestand bis 2004.

Jubiläen wurden natürlich auch gefeiert – 60 Jahre (1985), 70 Jahre (1995), 75 Jahre (2000) und zuletzt das große 90-jährige Jubiläum 2015. Immer mit dabei: viel Sport, viel Gemeinschaft und viele Geschichten.

1998 wurden besonders verdiente Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt: Elli Knospe, Wolfgang Berger, Hans Hanstein, Heinrich Nuhn und Georg Paul – Namen, die man in Lingelbach kennt.

Vom Verein zum Netzwerker

Mit der Gründung des Lauftreffs 1999 wurde ein weiteres sportliches Kapitel aufgeschlagen, das bis heute lebendig ist.
2003 kam es zur Gründung der Spielgemeinschaft SG Bechtelsberg mit SV Berfa und TSV Lingelbach – später verstärkt durch den SV Elbenrod.

2010 ging eine Ära zu Ende – nach 26 Jahren als Vorsitzender übergab Erwin Siewert das Amt an Ralf Kaufmann.

In den Folgejahren wurde der TSV nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich geehrt:
2012 erhielt man den Heinz-Lindner-Preis und den Preis „Sterne des Sports“.
2013 kam die Auszeichnung „7 Sterne für den Klimaschutz“ dazu.
Im gleichen Jahr wurde der FC Bechtelsberg als Zusammenschluss gegründet.

2014 folgte die Einweihung des heutigen Sportheims nach zweijährigem Umbau – ein Ort für Sport, Gemeinschaft und viele Pläne.

Modern, aber mit Herz

2018 entschied die Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung: Der Vorstand wurde nun sechsköpfig, wobei jeweils zwei Mitglieder gemeinsam den Verein vertreten dürfen – Teamarbeit eben.

2022 musste die Fußballmannschaft schweren Herzens aufgelöst werden – ein emotionaler Moment, aber auch ein Zeichen dafür, dass Wandel zum Vereinsleben gehört.

Heute und in Zukunft

Mit rund 300 Mitgliedern ist der TSV heute der größte Verein im Ort – ein fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft. Neben Sport bietet er zahlreiche Veranstaltungen, oft in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen. Die Mitgliederzahlen steigen – und mit ihnen die Anforderungen. In Zeiten von Fitness-Apps und Streamingkursen heißt es: flexibel bleiben, besonders wenn es um die Nachwuchsförderung geht.

Doch bei allem Wandel gilt:
Der TSV Lingelbach bleibt, was er immer war – ein Ort der Gemeinschaft, des Sports und des Zusammenhalts.